Aktion zur Kriegsdienstverweigerung in Kolumbien

Aktion zur Kriegsdienstverweigerung in Kolumbien

Kolumbien: Kriegsdienstverweigerer Juan Diego Agudelo zwangsweise rekrutiert

Aufruf zu Unterstützungs- und Protestschreiben

von War Resisters‘ International

(26.10.2010) War Resisters’ International wurde durch Red Juvenil Medellín darüber informiert, dass der Kriegsdienstverweigerer Juan Diego Agudelo zwangsweise zum Militär rekrutiert wurde.

Juan Diego Agudelo ist ein junger Landarbeiter in der Gemeinde Andes, einige Stunden südwestlich von Medellín gelegen. Er arbeitet auf einer Farm, um seine Eltern und zwei kleinere Schwestern zu unterstützen, da sein Vater als Tagelöhner nicht genügend verdient, um die Familie zu ernähren. Am 5. September 2010 befand sich Juan Diego Agudelo in der Stadt auf dem Großmarkt, um für seine Familie einzukaufen, als Soldaten kamen und ihn aufforderten, seine Papiere zu zeigen. Als er ihnen sagte, dass er kein Militärbuch habe, wurde er in einen LKW verfrachtet und zum 11. Bataillon der 4. Brigade gebracht. Sie nahmen ihm auch den Ausweis weg, den er bislang nicht wieder erhalten hat.

Juan Diego Agudelo schreibt dazu: „Seit diesem Tag bin ich gegen meinen Willen bei der Einheit, obwohl ich keinen Militärdienst ableisten will. Zum einen kann ich mich aus moralischen Prinzipien heraus nicht an dem Krieg beteiligen. Ich will daher kein Teil irgendeiner Armee oder irgendwelcher bewaffneten Kräfte sein. Zum anderen steht bei mir die Familie an oberster Stelle, für die ich weiter arbeiten und meine Schule abschließen muss, die ich aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in meiner Familie unterbrochen hatte.“ Damit erklärte er seine Kriegsdienstverweigerung. Die Soldaten fragten ihn, warum er nicht dort sein wolle. Juan Diego Agudelo antwortete, dass er selbst nicht in der Armee sein wolle, weil er nicht mit dem Krieg einverstanden sei. Die Soldaten lachten, machten sich über ihn lustig und antworteten ihm, dass er niemals eine Chance habe, dass sie ihn laufen ließen.

Die Rekrutierung von Juan Diego Agudelo ist nach kolumbianischem und internationalem Recht aus mehreren Gründen ungesetzlich:

1. Rekrutierung durch Razzia

Die Rekrutierung ist im kolumbianischen Gesetz Nr. 48 von 1993 geregelt. Es fordert, dass „der Militärstatus abgeklärt werden muss, wenn jemand 18 Jahre alt wird“ (Art. 14). Wer diesem nicht nachkommt, kann jedoch nach Art. 41 und 42 nur mit einer Geldstrafe belangt werden. Das Gesetz kennt keine Regelung, wonach in diesem Fall das normale Rekrutierungsverfahren nach Art 14-21 außer kraft gesetzt wird.

Ergänzend dazu erklärte die Arbeitsgruppe zu Willkürlicher Verhaftung der Vereinten Nationen in ihrer Stellungnahme 8/2008 (Colombia), dass die Praxis, durch Razzien zu rekrutieren und die Rekrutierung von Kriegsdienstverweigerern eine Form der „willkürlichen Inhaftierung“ darstellt.

2. Kriegsdienstverweigerung

Am 14. Oktober 2009 entschied das Verfassungsgericht, dass es nach der kolumbianischen Verfassung ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung gibt. Das Gericht betont, auch wenn es kein Ausführungsgesetz gäbe, könne es beantragt und der Schutz über eine sogenannte tutela hergestellt werden.

 

War Resisters’ International ruft dazu auf, Juan Diego Agudelo Unterstützungsbriefe zu schreiben, die an Red Juvenil in Medellín gerichtet werden können.

 

War Resisters’ International ruft zu Protestschreiben auf an:

- Verteidigungsminister Rodrigo Rivera Salazar. Eine Protest-eMail (in spanisch) kann über http://wri-irg.org/node/11481 versandt werden.

- Kommandeur der Vierten Zone Juan Carlos Quiroz Osorio. Eine Protest-eMail (in spanisch) kann über http://wri-irg.org/node/11480 versandt werden.

 

War Resisters’ International fordert die unverzügliche Entlassung von Juan Diego Agudelo aus dem Militärdienst.

War Resisters’ International: Colombia: Conscientious objector Juan Diego Agudelo recruited by force. eMail, 26. Oktober 2010. Übersetzung: Rudi Friedrich. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe November 2010

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